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genährt sein

…aufgeschrieben von Maya Mahn.

Gerade empfinde ich fast jede Mahlzeit als ekstatisch: Die Lebens-Kräfte dieses Landes und seiner Wesen zergehen exquisit auf meiner Zunge und strömen oxytocin-gefüllt hinunter in meinen Bauch, bis mir von innen her ganz warm und wohlig wird.

Alles, was ich zur Zeit esse, stammt aus meiner unmittelbaren Umgebung, aus der Landschaft, zu der ich gehöre. Ich fühle mich genährt, auf einer viel tieferen Ebene als es ein bloß voller Bauch tut. Ich bin verwoben mit dem Netz des Lebens. Ich weiß um die Freuden der Bauern, um das Herzblut der Gärtnerin. Ich weiß, dass heute vielleicht der Giersch hinter dem Haus schon genügend Blättchen getrieben hat, dass ich mir ein paar nehmen kann. Ich weiß, dass die kleinen Teller für die Ahnen, die ich an das Land zurück schenke, gleich schon verzehrt sein werden und das Gewebe weiter nähren. Das sozial-ökologische Gewebe trägt mich und ich bin Teil seiner Stabilität.

Schon vor einigen Jahren habe ich mich während der Fastenzeit komplett lokal ernährt, als „Loca-vore“ sozusagen, oder auf deutsch vielleicht einfach: Lokal-Köstler*in. Das hat mir sehr viel Freude bereitet – nie zuvor habe ich über eine so lange Zeit bei jeder einzelnen Mahlzeit eine solch tiefe Dankbarkeit gespürt, die mich ganz warm von innen gestreichelt hat: Mein Zuhause ernährt mich wirklich! Jedes Vitamin meint wirklich mich!

Ich habe mich sehr getragen gefühlt vom Land, wunderschöne Kontakte zu „meinen“ Produzenten aufgebaut und mich tiefer mit den Frühlingskräutern verbunden. Ich habe tiefere Wurzeln schlagen können an meinem Ort und meiner lokalen Gemeinschaft. Und gerade sind wir alle mehr zuhause, wie viel Sinn macht es dann, die Wurzeln dort zu unterstützen?

„Jeder Bissen den wir essen ist die Erde und ihre Geschichte,
die unsere Zellen und unser Blut wird.“

– Vandana Shiva

Gleichzeitig passiert auch ganz Gegensätzliches – wir leben in Pandemie, Klimakrise und sozialer Spaltung. Die Zeiten sind zermürbend, anstrengend, auch beängstigend. Oft fühle ich mich allein, getrennt. Umso mehr braucht mein Genährt Sein Aufmerksamkeit und Zuwendung. Wenn ich in den Tiefen genährt und ganz ausgefüllt bin, kann ein wenig mehr davon überfließen zu anderen Wesen. Mein Genährt Sein braucht starke Wurzeln, die auch und gerade in dieser Verunsicherung tragen.

“Was wir mit der Leere machen, sind all die ‚Ismen‘ (…). Patriotismus, Nationalismus, Kapitalismus, Rassismus. All diese ‚Ismen‘ sind Versuche, die Leere mit etwas zu füllen, weil die Leere unerträglich ist. Wir können die Leere nicht ertragen, also reparieren wir an ihr herum.

Wir vernachlässigen dabei das, was ich als primäre Bedürfnisbefriedigung bezeichne, nämlich die tief sättigenden Schlüssel-Erfahrungen, die sich im Laufe unseres langen evolutionären Prozesses entwickelt haben: Freundschaft und Rituale, gemeinsames Singen, gemeinsame Mahlzeiten, das Zusammensein unter den Sternen, das Hören von Geschichten am nächtlichen Feuer, das Sammeln von Holz, gemeinsames Trauern, gemeinsames Feiern. Dies alles ermöglicht für uns die Befriedigung primärer Bedürfnisse, und fast nichts davon existiert mehr.

Wir stützen uns kulturell stattdessen auf sekundäre Bedürfnisbefriedigungs-Versuche, wenn uns suggeriert wird, es wäre hilfreich, nach Macht, Stärke, Reichtum, Privilegien, Hierarchie, Rang, usw. zu streben.

Auf der persönlichen Ebene sind Süchte aller Art Versuche, etwas in dieses Loch im Kern unseres Lebens zu stopfen, weil die Leere sonst unerträglich ist. Doch wie du weisst, kann man als Süchtiger nie genug von dem bekommen, was man nicht braucht.”
– Francis Weller

 

Wie du diese grundlegenden Lebens-Fragen für dich beantwortest, macht nicht nur für dich persönlich einen Unterschied, sondern auch für die Welt im Großen und Ganzen:

Was nährt dich wirklich?

Wie kannst du gut für dich sorgen, auch wenn die Welt sich wandelt?

Wie kann dein Getragensein vom Netz des Lebens und dein Halten und Unterstützen dieses Netzes noch lebendiger werden?

Sei eingeladen zum “Genährt Sein in Wandelnden Zeiten”, wo wir in einem warmen und nährenden Raum in Zoomlandia (das bei uns allen zu Hause liegt), dem auf die Spur gehen, was es für uns braucht, um uns genährt zu fühlen.

Wir werden unsere Gestaltungskraft und -kompetenz entwickeln und uns miteinander verbinden – und so gegenseitig, miteinander, gleichzeitig unsere Wurzeln beim wachsen unterstützen. Wenn du magst, kannst du hier mehr dazu lesen und dich anmelden: Genährt Sein in Wandelnden Zeiten

Amélie Mehru, die im letzten Jahr in unserem Kurs ihrem Genährt Sein auf der Spur war, hat dabei ein Lied gefunden, von dem du hier kosten kannst: 

Es ist nichts mehr so, wie es war.

Mögen wir all das Neue, das da kommt, aus unserem genährten Selbst heraus mit-gestalten!